Sonntag, 30. Juni 2013

Mann aus Stahl

Der neue Superman-Film "Man of Steel" lässt mich ein wenig ratlos zurück.

Ich denke, als Film funktioniert das ganze. Es ist spannend, emotional mitreißend, optisch eindrucksvoll und voll von originellen und cleveren Ideen. Da "Superman" inzwischen zwei "Origin-Storys" hat - die eine auf Krypton, die andere in Smallville - fand ich es zum Beispiel sehr clever, die zweite Origin-Story in Rückblenden zu erzählen.

Aber ich bin mir einfach nicht sicher, ob "Man of Steel" das ist, was man als "guten" Superman-Film bezeichnen kann.

Dieser Superman ist depressiver und geht damit ganz klar mehr in die Richtung der jüngsten Batman-Filme. Und ich gehöre nicht zu denen, die sagen: Superman darf nicht ernster sein, das darf nur Batman. Auch wenn ich mir tatsächlich gewünscht hätte, man hätte mit aktuellen Filmtechniken die bunte und "heile" Superman-Welt in ein modernes Kinospektakel umgesetzt. (Und wenn es spannend ist, würde es auch genug Zuschauer anlocken.)

Doch wie gesagt: Dieser Superman funktioniert für mich, und vielleicht ist die "heile" Superman-Welt in der Christopher-Reeve-Phase so perfekt umgesetzt worden, dass man besser die Finger davon lässt.

Mir ist aber nicht ganz klar, was dieser Film eigentlich sein will. Die Kampfszenen sind umwerfend und in ihrer Übertreibung absolut Superman- und Comic-gerecht. Endlich wurde ein typischer Superman-Zweikampf so dargestellt, wie man es vorher allenfalls aus Zeichentrick-Filmen und -Serien kannte. Da schleudern sich Superman und der Bad Guy mit Wucht durch mehrere Häuserschluchten und Tankstellen, dass es nur so kracht und scheppert.

Das ist witzig und macht Spaß. Dummerweise bleibt einem hier doch irgendwann das Lachen im Halse stecken, weil bei diesem Kampf der Giganten zig Tausende ihr Leben lassen. Es stürzen voll besetzte Wolkenkratzer ein, ganze Straßenzüge werden ausgelöscht und halb Metropolis geht unter.

Natürlich wäre das bei einem Zweikampf zwischen Godzilla und King Kong nicht anders. Und natürlich hätte ich in diesem Fall auch keine Probleme damit. Aber wenn Godzilla Häuser einreißt und grauenvolle Schäden verursacht, ist das doch etwas anderes als wenn Superman das tut.

In den alten Superman-Filmen wäre das alles undenkbar gewesen. Superman hätte zunächst bei der Evakuierung geholfen. Vielleicht hätte er irgendeinen Luxusdampfer aus dem Meer geholt, alle hätte einsteigen können und wären in Sicherheit gebracht worden. Superman hätte wahrscheinlich sogar noch eine kleine Katze aus einer Baumkrone befreit. Dann hätte irgendein General in irgendein Funkgerät gesagt: "Metropolis ist nun evakuiert!" Und wir hätten gewusst: Jetzt können noch so viele Bauwerke einstürzen, niemand ist mehr in Gefahr. (Außer natürlich Lois Lane, die sich dem Evakuierungsbefehl natürlich widersetzt hätte, um aus erster Reihe berichten zu können, und die Superman am Ende hätte retten müssen.)

Superman versucht hier noch nicht einmal, die vielen Kollateralschäden zu mindern. Man kann natürlich einwenden, dass er dafür auch keine Zeit hatte und dass es schließlich darum ging, das Ende der gesamten Erde zu verhindern. Störend ist jedoch, dass all diese Katastrophen vollkommen unbeeindruckt hingenommen werden. Sogar als Superman aufgrund eines Wutanfalls eine Tankstelle zum Explodieren bringt, hat er noch nicht einmal für einen kurzen Moment Schuldgefühle. Erst am Ende rettet Superman eine Familie (um die er sich aus heiterem Himmel plötzlich Sorgen macht), und natürlich rettet er Lois Lane. All die gesichtslosen Toten interessieren ihn nicht.

Andere neue Elemente gefielen mir sehr. Ich mochte, dass die Regierung in Superman sofort einen Feind sieht. Es stehen eben nicht alle sofort applaudierend herum, weil da ein Außerirdischer mit unkontrollierbaren Superkräften herumfliegt. Denn das, was nicht kontrolliert werden kann, wird gefürchtet.

Mir gefiel auch, dass Superman es tragisch findet, zu einem Leben als Außenseiter verdammt zu sein. Und dass er unter all seinen Supersinnen leidet.

Lois Lane hingegen ist in diesem Film vollkommen überflüssig. Ich gestehe den Machern zu, dass sie sich sicher viele Gedanken darüber gemacht haben, wie man einen modernen Superman darstellen soll. Über Lois Lane jedoch scheint man sich offenbar gar keine Gedanken gemacht zu haben. Ihre einzige Funktion in dem Film scheint zu sein, sich die Vorgänge stellvertretend für den Zuschauer erklären zu lassen. Das, was sie in dem Film tut, hätte auch Jimmy Olson tun können. Vielleicht erhält sie ja im nächsten Film mehr Konturen. Das bedeutet übrigens nicht, dass ich all den Schwaflern da draußen, die einen darüber belehren, dass dies doch eine "Origin-Story" war und man deshalb erst einmal "abwarten" müsse, wie sich das "alles entwickelt", auch nur im Ansatz Recht geben möchte. Ich kann nämlich diese "ist doch eine Origin-Story, warte erst einmal ab"-Ausrede nicht mehr hören. "Man of Steel" ist ein verdammter Zweieinhalb-Stunden-Film, da wird es ja wohl möglich sein, eine Figur wie Lois Lane gut zu charakerisieren, ohne auf die Fortsetzung warten zu müssen.

Fazit: Mir gefällt "Man of Steel". Und ich finde den neuen Superman jetzt schon tausend mal interessanter als alls die "Dark Knight"-Batman-Versionen. Das "Superman"-Universum hat mehr Science-Fiction, mehr abgedrehte Action und härtere Gegner. Allein die geniale Szene, als Superman sich festnehmen lässt und mit den Menschen spricht, stellt alles in den Schatten, was ein grimmiger Bruce Wayne je hätte tun können. Daher freue ich mich schon auf die Fortsetzung.

Dienstag, 14. Mai 2013

"Shades of Grey"-Trekker

Damit hier kein Missverständnis aufkommt: Ich habe die "Shades of Grey"-Bücher nie gelesen, ich kenne nur grob die Inhalte aus all den Artikeln, die darüber geschrieben wurden.

Es kann also gut sein, dass ich hier Unsinn schreibe, weil die "Shades of Grey"-Bücher ganz anders sind. Aber bei dem, was ich über die "Shades of Grey"-Bücher weiß oder zu wissen glaube, erinnern mich einige "Star Trek"-Fans an die Hauptfigur dieser schlüpfrigen Buchreihe. Wie die Hauptfigur von "Shades of Grey" erleben auch die "Star Trek"-Fans angesichts des neuen "Star Trek"-Films einen dauernden Wechsel zwischen Liebeserklärungen und Peitschenhieben, so dass sie allmählich nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht.

Beim letzten Film glaubten diese Fans offenbar noch, all die Peitschenhiebe ignorieren zu können. So nach dem Motto: "Aber der Film sagt doch immer wieder, dass er mich liebt. Das mit der Peitsche war nur am Anfang so, das wiederholt sich beim nächsten Film bestimmt nicht wieder." (Und ja, ich rede von der neuen Zeitlinie, von der sinnfreien Feindschaft zwischen Kirk und Spock, die sich noch sinnfreier in einem erzählerischen Nichts auflöste, von der albernen Fantasy-Technik, von dem absurden Tod von Spocks Mutter und der überflüssigen Zerstörung der vulkanischen Heimatwelt.)

Mit dem aktuellen Film aber nimmt offenbar die Verwirrung zu. Peitschenhiebe und Liebeserklärungen wechseln noch immer und folgen dabei keinem nachvollziehbaren Muster.

Und nun haben die Trekker die gleiche Wahl wie die Hauptfigur aus "Shades of Grey". Sie können sich nämlich abwenden und die Beziehung beenden, weil sie erkennen, dass all die Liebesschwüre nur wertlose Lippenbekenntnisse sind, wenn man zugleich immer wieder den Hintern versohlt kriegt.

Oder sie erkennen, dass sie einfach noch nicht bereit sind, die Beziehung zu "Star Trek" zu beenden und entschließen sich, die Peitschenhiebe, die garantiert auch beim nächsten oder übernächsten Film nicht ausbleiben werden, tapfer zu ertragen. Den ganz masochistischen Fans mag es sogar gelingen, sich selbst einzureden, dass all diese sinnfreien Peitschenhiebe irgendwo "notwendig" sind und dass man sie irgendwo "verdient" hat, und dass all die berechtigten Klagen im Grunde nur wehleidiges Gejammer sind. Kluge Fans legen sich eine dicke Hornhaut zu, und gucken gleichgültig-gelassen dabei zu, wenn die Peitschen knallen, so nach dem Motto: "Da müssen wir halt durch."

Oder sie entschließen sich, komplette Vollidioten zu sein, die Augen vor der Realität zu verschließen und zu glauben, dass beim nächsten Film ganz sicher alles vollkommen anders sein wird. Diese Fans mögen sich in der trügerischen Hoffnung wiegen, dass der nächste Film originell, intelligent und durchdacht sein wird.

Samstag, 11. Mai 2013

Nitpicking: Licht in der Darkness

Den letzten "Star Trek"-Film zu nitpicken war witzlos. Nicht, weil er so viele Fehler enthielt, sondern deshalb, weil der Unfug aus Fantasy-Techniken und absurden Zufällen sich jeglichem Nitpicken entzog. Lieber nitpicke ich einen Micky-Maus-Cartoon

Wer sich doch für Nitpicks des letzten Film interessiert, dem sei das hier empfohlen: http://youtu.be/DiQ9piVgtWM

Aber wer jetzt glaubt, der aktuelle Film würde ungeschoren davonkommen, der hat sich geirrt. So ist es ja nun auch wieder nicht. Hier also die ersten 25 Nits, die mir beim ersten Betrachten in den Sinn kommen.

1. ENTERPRISE unter Wasser

Ich weiß nicht, ob es erklärt wurde, aber warum befand sich die ENTEPRISE zu Beginn des Films im Ozean des Planeten Niburu? Warum nicht im Orbit? (Es kann allerdings sein, dass es nötig war, sich dem Vulkan so gut es geht zu nähern, um Spock herausbeamen zu können.) Auf die faszinierenden Unterwasserfähigkeiten der ENTERPRISE gehe ich an dieser Stelle besser nicht ein.

2. Beamen

Das Thema "Beamen" ist im neuen Film ein Minenfeld; passend dazu der wirbelnde "Beam-Effekt". (Der mir übrigens nicht gefällt, er würde für mich eher zu einem Transport-Zauber aus "Harry Potter" passen.) Es ist erstaunlich, wie eingeschränkt der Transporter ist, wenn es doch zugleich bereits die Möglichkeit gibt, auf andere Planeten zu beamen. An dieser Stelle ist mir zum Beispiel nicht ganz klar, warum man Kirk und Pille, die sich auf der Flucht vor den Eingeborenen befinden, nicht in Sicherheit beamen konnte (zumal dann nicht, wenn die Eingeborenen außer Sichtweite waren).

3. Alle Offiziere sind schon da ...

Wenn irgendwo auf der Erde ein Terroranschlag geschieht, müssen sich alle höheren Offiziere (darunter auch ein gerade degradierter Kirk) im gleichen Raum einfinden? Zum einen erschien mir die Zahl der Anwesenden dafür doch ein wenig klein (da hätten ja Tausende kommen müssen), zum anderen ist das ja wohl der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe!

4. Beamen Teil 2

Sorry, wenn dieser Gaul in diesem Blogeintrag weit über den Tod hinaus geprügelt wird, aber: John Harrison alias Khan besitzt die mehr als praktische Möglichkeit, auf andere Planeten zu beamen. Wieso nutzt er dann einen unfreiwilligen Selbstmordattentäter, um die Bombe in dem Londoner "Archiv" zu deponieren?

5. Beamen Teil 3

Warum greift John Harrison beim zweiten Mal mit einem kleinen Schiff an? Noch dazu nimmt er ein Schiff, bei dem es reicht, unter dem Konferenztisch Schutz zu suchen. Hat er keinen weiteren Selbstmordattentäter gefunden? Warum beamt er mit seinem Super-Transporter nicht einfach die Bombe in den Konferenzraum? Oder er beamt selbst rein, lässt die Bombe fallen und beamt wieder raus? Zu erwähnen ist, dass sich Harrison nur wenige Minuten später tatsächlich nach Qo'noS beamt.

6. Qo'noS

Warum beamt sich Harrison nach Qo'noS? Was will er ausgerechnet dort? Will er sich dort verstecken? Das hat er doch angesichts seiner Superkräfte und der mehr als praktischen Jumper-Technik kaum nötig, oder?

7. Beamen Teil 4

Wieso kann man Khan nicht auf gleichem Wege folgen? Schließlich beruht die neue Transporter-Supertechnik ja auf einer "Gleichung" von Scotty!

8. Mit Torpedos auf Spatzen

Damit hier kein Missverständnis entsteht: Zu diesem Zeitpunkt des Films denkt Kirk noch, John Harrison sei ein normaler Mensch. Dennoch erhält er den Befehl, den Mann vom Orbit aus mit Spezial-Torpedos unschädlich zu machen. Ist das nicht ein wenig übertrieben? Warum versenkt man das klingonische Sonnensystem nicht gleich in einem Fass Roter Materie?

9. Krieg mit den Klingonen

Angeblich kann die Sternenflotte dem guten John Harrison nicht folgen, weil es einen Krieg mit den Klingonen bedeuten würde, wenn die Sternenflotte den klingonischen Raum ansteuert. Was also tun? Nun, man fliegt einfach mit einem Sternenflottenschiff nach Qo'noS und bombardiert den Planeten mit irgendwelchen Spezialtorpedos. Häh??? Ist das nicht noch viel schlimmer als einfach nach Qo'noS zu fliegen und mit einem Außenteam zu versuchen, Harrison festzunehmen? Also, wenn die Klingonen nach dieser Aktion keinen Krieg wollen, dann weiß ich auch nicht.

10. Sektion 31

Das Dilemma ist klar. Irgendwie sollte man nach Qo'noS kommen, ohne dass die Klingonen dies als feindlichen Akt deuten. Zu blöd aber auch. Wenn man nur neben der Sternenflotte noch eine zweite Organisation hätte. Irgendeine geheime Organisation, sowas wie Sektion 31 zum Beispiel. Noch idealer wäre es natürlich, wenn diese Sektion 31 auch noch über ein eigenes Schiff verfügen würde, am besten eines, das noch stärker ist als die ENTERPRISE. So ein Schiff wie das, über das Admiral Marcus zum Beispiel verfügt. Ernsthaft: Wieso lässt sich die Sektion 31 hier überhaupt das Zepter aus der Hand nehmen? Gut, Marcus wollte der ENTERPRISE eine Falle stellen. Ist er der einzige, der in Sektion 31 etwas zu sagen hat?

11. Beamen Teil 5

Warum beamt man die Torpedos nicht in den Orbit des Planeten und feuert sie auf Khan? Wie gesagt: Alles was für das Superbeamen von Scotty notwendig ist, ist die korrekte Anwendung einer "Gleichung". (Gut, Admiral Marcus wollte das nicht, er hatte seine eigenen Pläne. Aber Kirk oder zumindest Spock hätten auf diese Idee kommen können.)

12. Chekov

Okay, der neue Chekov, die wohl knuddeligste "Star Trek"-Figur aller Zeiten, bekommt von mir alle nur denkbaren Freibriefe. Dennoch verlangt es das Protokoll: Chekov als Chef des Maschinenraums ist putzig, aber natürlich vollkommener Blödsinn. Ungefähr so blöd, wie wenn der beste Pilot der Sternenflotte während eines Notfalls ausgerechnet Deanna Troi sagt, sie soll das Steuer der ENTERPRISE übernehmen.

12. Klingonen sind auch nur Menschen

Noch einmal: Der ursprüngliche Plan war, in den Orbit von Qo'noS zu gelangen und dort Torpedos auf die Planetenoberfläche abzufeuern, um einen einzigen Terroristen unschädlich zu machen. Dabei wären sicher auch einige unschuldige Klingonen getötet worden. Es ist doch erstaunlich, dass sich gar niemand an diesem Plan zu stören scheint.

13. Logik und menschliche Neugier

Kirk steht für das Menschliche, Spock für den Verstand. Tragisch ist es, wenn beides versagt. Wieso bitte werden weder Kirk und noch Spock misstrauisch, was diese seltsamen Torpedos angeht. Wozu soll man überhaupt "Spezialtorpedos" benötigen, wenn man eine Person vom Orbit aus befeuern will?

13. Ohne Ehre

Als Uhura, die in der neuen Zeitlinie all ihre sympathische Ausstrahlung gegen einen klingonischen Sprachschnellkurs eingetauscht hat, mit den Klingonen spricht, sagt sie: "Dies ist ein Mann ohne Ehre." Aha! Offenbar weiß man doch einiges über die Klingonen und ihr Gefühl für Ehre. Hätte es wirklich keine Möglichkeit gegeben, auf diplomatischem Weg Kontakt aufzunehmen? Man hätte den Klingonen nur zu sagen brauchen, dass sich ein Verbrecher ohne Ehre auf ihrem Planeten befindet, und dass man froh wäre, wenn die Klingonen ihn zur Strecke bringen würden. Besser als ein Angriff mit Torpedos wäre es wohl gewesen!

14. Wie weit ist Qo'noS entfernt?

Wie weit ist Qo'noS eigentlich weg? Offenbar nicht sehr weit. Laut "Star Trek VI" ist Qo'noS im Betaquadranten, aber da Sulu mit voller Impulsgeschwindigkeit von dort zur Erde fliegen wollte, kann dieser Quadrant nicht sonderlich weit weg sein. In "Star Trek: Enterprise" hieß es, mit Warp 5 würde man Qo'noS in vier Tagen erreichen. Damit wäre Qo'noS nur zwei Lichtjahre entfernt, näher als jedes andere bekannte Sonnensystem. Im aktuellen "Star Trek"-Film hat man leider erneut den Eindruck, ein Flug nach Qo'noS wäre nicht viel aufwendiger als ein Flug zum Mars. Insbesondere beim Rückflug, als man plötzlich wieder im Sonnensystem ankommt, dauert anscheinend nur Minuten.

15. Was will Marcus

Die Motive von Admiral Marcus wechseln minütlich, so dass bereits das Nitpicken dem Kampf gegen eine glitschige Schlange gleicht. Wenn er so dringend auf einen Krieg aus ist, wieso will er dann den Tod von Khan und seinen Gefolgsleuten? Würden diese in einem Krieg nicht hilfreich sein?

16. Was will Khan?

Was wollte Khan eigentlich die ganze Zeit? Wenn sein Ziel die Rache an Marcus war, hat er sich denkbar dumm angestellt. Und wenn sein Ziel die Befreiung seiner 72 Gefährten war, wie glaubte er, warum hat er sie nicht befreit? Warum versteckt er sie in Torpedos? Das scheint mir ein denkbar ungünstiger Ort zu sein, um Menschen zu verstecken.

17. Ein guter Rat vom alten Spock

Der alte Spock wird allmählich ein wenig vergesslich. Er behauptet, Khan sei der schlimmste Gegner gewesen. Doch bei der ersten Begegnung mit Khan endete das Zusammentreffen friedlich. Khan war bereit, sich mit seinen Leuten auf einem neuen Planeten zurückzuziehen. Erst als dieser Planet sich in einen Wüstenplaneten verwandelte und sich sein selbst gewähltes Exil als Hölle entpuppte, war Khan auf Rache aus. Wenn also der alte Spock seinem jüngeren Ich einen wirklich guten Rat hätte geben wollen, wäre es richtiger gewesen zu sagen: "Khan ist eigentlich ganz vernünftig, aber setzt ihn nicht auf dem falschen Planeten aus. Dann wird er sauer!"

18. Jetzt wirds kompliziert

Ich gebe zu: Hier wird die Erinnerung an den Film vernebelt. Ich weiß nicht mehr, wer was wollte und warum was tat. Admiral Marcus will Alien-Völker unterjochen. Warum er und Khan nicht die besten Freunde sind, ist mir ein Rätsel. Stattdessen machen Kirk und Khan irgendwie gemeinsame Sache, doch dabei ermordet Khan ganz überraschend den ehemaligen Robocop. Warum wollen hier andauernd alle wahllos Leute umbringen? Khan die Sternenflotten-Offiziere, Marcus die Crew der ENTERPRISE ... Wenn man unbedingt einen Krieg mit Alienvölkern will, ist es nicht besonders sinnvoll, eines der stärksten Schiffe zu vernichten. Welches nebulöse Ziel Khan und Marcus auch immer haben mögen, beide kamen durch all die Tötungen keinem einzigen Ziel auch nur einen Zentimeter näher!

19. Einstellungstests bei Sektion 31 mangelhaft

Nachdem der gute Khan den geistig debilen Marcus umgebracht hat, übernimmt er das Kommando über das fremde Schiff. Einfach so! Allein!!! Das fremde Schiff, das so viel stärker ist als die ENTERPRISE, das aber von einer Einzelperson gesteuert werden kann. Und alle Leute befinden sich auch schön zum Niederknallen auf der Brücke. Aber es passt: Bereits zuvor war es Scotty ohne Probleme gelungen, auf dieses hochgeheime Schiff zu gelangen.


20. Immerhin sind wir Star Trek

Schon klar, schon klar. Wir sind "Star Trek", die Guten und so weiter. Aber warum rettet man die 72 hochgefährlichen Gefolgsleute von Khan, bevor man die Torpedos auf das Schiff von Marcus beamt? Ganz abgesehen davon, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie man das so schnell hinbekommen hat: Warum eine hochgefährliche Spezies retten, die sich ohnehin - wegen ihrer Gefährlichkeit - seit 300 Jahren im Tiefschlaf befindet? Diese Art von Skrupel hätte man doch besser bei den Klingonen angewendet. Dafür aber tötet man eine Crew, die bei ihren Vorgesetzten (erst Marcus, dann Khan) einfach nur kein gutes Händchen hatte.

21. Jetzt auch das noch

Ich habe das doch richtig verstanden. Im letzten Film hat Scotty eine Gleichung entwickelt, mit der man auf andere Planeten beamen kann. Und in diesem Film entwickelt Pille ein Serum, das Strahlentote wieder lebendig werden lässt. Damit steht ja nun auch fest, dass die Crew im nächsten Film einen Jungbrunnen und in einem Nebenplot Gott finden wird!

22. Todesszene

Okay, Kirk spielt den Helden. Dafür geht er in die strahlenverseuchte Kammer. Doch warum beamt man ihn nicht wenigstens so schnell wie möglich wieder heraus? Bei einer Strahlung ist normalerweise auch die Dauer entscheidend, der man dieser Strahlung ausgesetzt ist. (Natürlich hätte man dann die bewegende Szene mit Spock nicht bringen können, und Strahlen haben in Superheldenfilmen oft positive Folgen. In diesem Fall hat sich halt nicht Kirk sondern Spock in den grünen Hulk verwandelt.)

23. Khaaaaan!

Wäre es nicht gut gewesen, Khan irgendwann mitzuteilen, dass seine Gefährten noch leben? Man hätte ein gutes Druckmittel gehabt, und er hätte vielleicht von seiner blinden Rache abgelassen.

24. Zelltod

Ich bin kein Experte für Leben und Tod, aber soweit ich informiert bin, geht es nicht darum, dass die Körperzellen lebendig sein müssen. Der Tod tritt ein, wenn es keine Gehirnaktivitäten mehr gibt. Kirks Körperzellen zu regenerieren hilft da gar nichts.

25. Beamen Teil 6

Vielleicht kann ja Sheldon mit einer neuen Gleichung aushelfen, aber ich sehe das doch richtig: Scotty entwickelt eine Gleichung, mit der man auf andere Planeten beamen kann. Im letzten Film konnte er damit sogar auf die ENTERPRISE beamen, die gerade per Warpflug unterwegs war. Und dennoch ist es noch immer nicht möglich, jemanden zu beamen, der seinen Arm in einer tickenden Zeitbombe stecken hat. Und ein "bewegtes" Objekt kann auch nicht gebeamt werden, zum Beispiel dann nicht, wenn man "Star Wars"-mäßig auf irgendeiner Plattform mit nicht vorhandenen Lichtschwertern gegen den Bad Guy kämpft.

Freitag, 10. Mai 2013

Star Trek: Info the Darkness

Nachdem sich der letzte "Star Trek"-Film mit der neuen Zeitlinie einen Freibrief für eine Zerstörungsorgie ausgestellt hatte und im Finale einen geisteskranken Doofkopf mit abstrusesten Fantasy-Techniken zur Strecke brachte, war ich fest davon überzeugt, dass dies die neue Richtung sein würde, die "Star Trek" unter den Transformers-Machern einschlagen würde.

Dann aber kam ich aus dem Staunen nicht heraus.

Zunächst einmal: Dieser Film präsentiert den wohl charismatischsten "Star Trek"-Gegner seit sehr - wirklich sehr - langer Zeit! Benedict Cumberbatch ist derart verdammt gut, dass ich am liebsten loslaufen möchte, um den Machern von "Skyfall" sämtliche Lobes-Orden, die ich ihnen verlieh, wieder vom Hemd zu reißen, um sie Abrams & Co zu überreichen. Natürlich ist Ricardo Montalbáns Khan noch immer ungeschlagener Kult, zugleich muss man aber doch erkennen, dass Montalbáns Theatralik ein wenig veraltet ist.

Weinen möchte man, wenn man sich vorstellt, Picard wäre es vergönnt gewesen, auf so einen Gegner zu treffen.

Die Story selbst sehe ich als sehr gelungene Ansammlung aus Setups und Payoffs. Wahrscheinlich ist es kaum möglich, bei einem Mainstream-Actionfilm die Balance zwischen Schauwerten und Figurendrama noch geschickter einzuhalten. Das, was vorherige "Star Trek"-Filme immer wieder versucht haben - nämlich ein großes Publikum mit launiger Action zu unterhalten und zugleich eine zweite Ebene zu liefern, über die es sich nachzudenken lohnt - hier ist es geglückt.

Ich bin noch immer der Meinung, dass die neue Zeitlinie ärgerlich und überflüssig ist. Wäre die Serie im bisherigen Kanon geblieben und wäre der aktuelle Gegner ein genetisch verbesserter John Harrison und nicht Khan, die Macher könnten sich auf die Schulter klopfen. Sie hätten einen der besten Gegner für "Star Trek" erschaffen. So aber schränken sich die Macher selbst ein, indem sie nichts Neues erschaffen, sondern das Alte variieren.

Doch dummerweise macht dieser Film mir sogar hier einen Strich durch die Rechnung, denn: Eine der genialsten Wendungen des Films funktioniert gerade nur durch die neue Zeitlinie.

An dieser Stelle möchte ich mich von all jenen verabschieden, die den Film noch nicht gesehen haben. Nehmt das Fazit mit: Ja, mir hat dieser Film gefallen! Ich finde ihn unglaublich intelligent. Dieser Film holte mit dem Vorschlaghammer aus und schlug mit voller Wucht zu, um bei der Charakterisierung von Kirk und Spock derart den Nagel auf den Kopf zu treffen, dass mir noch immer die Ohren klingen. Zugleich hat er genau die Art von Leichtigkeit und Spannung, die man in einem Film wie "Star Trek: Nemesis" vergeblich suchte.

Nun aber zu den spoilerbehafteten Details, die man nicht lesen sollte, wenn man den Film noch nicht gesehen hat.

Der Film beginnt mit einer witzigen Szene, die aber später - im Verlauf des Films - noch eine wichtige Rolle spielen wird. Die ENTERPRISE untersucht Vulkaneruptionen eines Planeten, die zum Untergang des Planeten führen werden. Spock versucht, den Ausbruch des Vulkans zu stoppen. Als er dabei in Gefahr gerät, rettet ihn Kirk mit der ENTERPRISE, auch wenn das Schiff dabei von den Eingeborenen gesehen wird.

Spock handelt in dieser Anfangszene absolut logisch. Es ist für ihn logisch, die Hauptdirektive zu verletzen, um den Planeten zu retten. Zugleich ist es für ihn aber logisch, sich selbst zu opfern, weil sein Wohl nicht über das Wohl der Eingeborenen stehen darf.

Kirk hingegen handelt aus seinen menschlichen Instinkten heraus. Lieber riskiert er, dass sich auf diesem Planeten unter den Eingeborenen eine neue Religion entwickelt, als dass er seinen ersten Offizier sterben lässt.

Zu Beginn treffen also der Verstandesmensch Spock und der Gefühlsmensch Kirk aufeinander. Beide begegnen kurz darauf ihrer ultimativen Nemesis, nämlich Khan, der interessanterweise beide Elemente - Logik und Emotion - in sich vereint und auf die Spitze treibt. (Und wer jetzt glaubt, der Khan aus "Star Trek 2" sei immer logisch und überlegt gewesen, der sollte sich diesen Film ganz dringend noch einmal ansehen.)

Kirk und Spock ergänzen einander. Das heißt: Kirk kann sein "Bauchgefühl" vor allem dann ausleben, wenn ihm Spock mit seiner Logik zur Seite steht. Und Spock ruht nur dann in seiner Logik, wenn Kirk sozusagen stellvertretend das Emotionale auslebt.

Diese gegenseitige Ergänzung zeigt sich vor allem im Finale, als sich die Situation umdreht. Kirk trifft eine logische Entscheidung, indem er sich für das Wohl der Crew opfert. Doch mit dem Wegfall von Kirk kann Spock seine menschliche Seite nicht mehr kontrollieren.

Und das führt zur Kernfrage: War es eine dumme oder eine geniale Idee, hier das Finale des zweiten "Star Trek"-Films mit vertauschten Rollen zu wiederholen?

Ich finde die Idee genial, weil sie zeigt, wie sehr sich Kirk und Spock ergänzen. Ich finde sie auch deshalb genial, weil man hier zumindest einen erzählerischen Gewinn aus der (noch immer ärgerlichen) neuen Zeitlinie zieht. Nur als Spock wutentbrannt in Kirk-Manier "Khan" ruft, war es mir zu dicht an "Star Trek 2". So wie Kirk seinen Kollegen niederschlägt, bevor er den verseuchten Bereich betritt, während Spock einst den gewaltlosen Nackengriff anwandte, hätte Spocks wutvolles "Khan" anders klingen sollen.

Aber darüber kann ich hinwegsehen.

Anders als im Vorgängerfilm, als Spock durch eine mehr als plumpe Provokation plötzlich in Wutgeschrei ausbricht, sehen wir hier einen Spock, der seine Kontrolle über seine Emotionen gerade dann verliert, wenn Kirk stirbt. Und zwar nicht nur, weil das die Wut in ihm weckt, sondern weil er Kirk braucht, um seine eigenen Emotionen zu kontrollieren. Denn das kann Spock nur dann, wenn Kirk diese Emotionen sozusagen stellvertretend auslebt. (Bereits in der "Next Generation"-Folge "Unification" zeigte sich übrigens, dass ein Spock ohne Kirk weitaus emotionaler handelt.)

Bislang hat "Star Trek" immer wieder gezeigt, wie sehr Kirk vom logischen Verstand Spocks profitiert. Dieser Film zeigt, wie Spock von der emotionalen Seite Kirks profitiert.

Das gefällt mir. Es wird den Figuren gerecht. Es ist clever, und es wird nicht nur mitgeteilt, es wird mit den Mitteln eines Science-Fiction-Films dargestellt. Und genau deshalb hat der Film für mich funktioniert.

Es folgen noch ein paar Elemente, die mir positiv auffielen:

1. Die Optik der Erde

Gefiel mir! Wenn man in Filmen eine futuristische Erde sieht, ist es meist entweder ein düsterer Blade-Runner-Look, oder es ist klinisch steril. Hier ist es nichts von beiden, nur eine Welt mit vielen glaubhaften, futuristischen Elementen.

2. Chekov als Chef des Maschinenraums

Natürlich ist es ein Schmarren, dass ausgerechnet Ensign Chekov den guten Scotty ersetzen soll. Andererseits: Seit Jahren lese ich vom Fachkräftemangel. Der ist zwar noch immer nicht in Sicht, aber vielleicht gibt es ihn ja tatsächlich irgendwann einmal im 23ten Jahrhundert! Ernsthaft: Anton Yelchin war in den Szenen im vor sich hin dampfenden Maschinenraum derart großartig und amüsant, dass ich jeden, der dagegen nitpickert, persönlich knebeln und fesseln werde!

3. Die deutsche Synchro

Auch wenn mir der Vergleich mit dem Original fehlt, so wirkte die deutsche Synchro sehr gut. Schnitzer fielen mir nicht auf, nur an einer Stelle fand ich es unpassend, dass Scotty tatsächlich Kirk duzt. Brillant war die deutsche Stimme von Benedict Cumberbatch, ein Jammer, dass er diese Stimme nicht in der Serie "Sherlock" hat.

4. Die Regie

Abrams ist der neue Spielberg. Ich bin gespannt, ob er sich - wie Spielberg - irgendwann vom Unterhaltungskino verabschiedet. Seine Regie war grandios, auch weil er eben nicht nur die Action, sondern auch die Figuren ins Zentrum setzt.

5. Der alte Spock

Eine sehr schöne Szene ist die, in welcher der junge Spock Kontakt zu seinem älteren Ich aus der ursprünglichen Zeitlinie aufnimmt. Der alte Spock will nicht weiter Einfluss auf den Lebenspfad seines alternativen Ichs ausüben, obwohl er genau das bereits im vorherigen Film getan hat. Und auch hier bricht er umgehend mit seinem eigenen Prinzip und sagt, dass Khan sehr gefährlich ist. Es zeigt noch einmal einen guten Kontrast zum jungen Spock. Dieser Spock klebt nicht länger an seinen Regeln.

6. Der Rest der Crew

Obwohl sich der Film auf Kirk und Spock konzentriert, gelingt es ihm, nahezu allen bekannten Charakteren der Crew gute Auftritte zu verschaffen. Sulu kommt ein wenig zu kurz (auch wenn der Seitenhieb auf die vom ursprünglichen Darsteller herbeigesehnte Captain-Sulu-Serie witzig war), und Uhura leidet unter dem Fluch der aufgesetzten Romanze mit Spock; doch alle anderen Figuren haben erstaunlich gelungene Szenen.

Bevor das aber hier in eine nicht enden wollende Lobeshymne ausartet, sollen doch ein paar Elemente aufgegriffen werden, nicht nicht gut waren.

1. Uhura und Spock

So überflüssig wie ein Kropf! Das Herumgezicke von Uhura lässt sie unsympathisch erscheinen. Statt die Figur zu vertiefen, geht sie einem jetzt auf die Nerven. Die Autoren hätten die Gelegenheit nutzen sollen, Spock und Uhura zu trennen. Die Beziehung wirkt aufgesetzt, platt und störend.

2. Sex für Kirk

Ich sehe ja ein, dass bei all den großartigen Kirk/Spock-Szenen die Macher das Bedürfnis hatten, dem homophoben Mainstream-Publikum zu zeigen, dass Kirk nicht schwul ist. Aber muss man das immer mit irgendwelchen platten Bettszenen machen? Gut, die hat man nach ein paar Sekunden hinter sich, aber wo bitte ist der charmante Kirk, der respektvoll mit Frauen flirtet? Und bevor jetzt wieder ein paar Besserwisser kommen und betonen, dass dies ja der jüngere Kirk sein soll: Mag ja sein, aber ich würde doch gerne wenigestens ein paar Spuren von dem charmanten Kirk erkennen, den Shatner so einmalig in der Classic-Serie verkörpert hat.

3. Freundschaft zwischen Kirk und Spock

Der letzte Film begann damit, dass zwischen Kirk und Spock eine große Feindseligkeit herrschte. Es war im Grunde wie bei "Smallville", nur um gekehrt. Bei "Smallville" begannen Clark Kent und Lex Luthor als Freunde, und der Zuschauer fragte sich: Was wird die beiden zu Feinden machen? "Smallville" hat diese Frage beantwortet, beim Neo-"Star Trek" weiß ich noch immer nicht, was denn nun zur Freundschaft zwischen Kirk und Spock geführt hat. War das wirklich nur die Anweisung des alten Spocks? Jedenfalls wurde mir die Freundschaft zwischen Kirk und Spock zu Beginn des Film zu oft mitgeteilt, ohne dass ich sie hätte wahrnehmen können.

4. Aliens

Es gefällt mir, wenn in einem Star-Trek-Film immer wieder einmal Aliens zu sehen sind, aber hätte man nicht auch ein paar bekannte Rassen zeigen können? Ein paar Andorianer zum Beispiel. So wirkte es auf mich teilweise ein wenig fremdartig. Ein paar bekannte Aliens hätten das "Star Trek"-Feeling massiv steigern können.

5. Klingonen

Erinnert sich noch jemand an die "Trials and Tribble-ation"-Folge von "Deep Space Nine", in der Bashir erstaunt ausruft: "Those are klingons?" Damit wäre ich im Kino auch beinahe herausgeplatzt. Weder die Schiffe noch der Planet und erst recht nicht die Alien-Masken sahen für mich nach Klingonen aus. Ich hätte damit leben können, wenn die neuen Masken und Schiffe besser ausgesehen hätten. Haben sie aber nicht.

6. 3D

Ich hasse dieses unsägliche 3D! Zum Teil sieht es furchtbar aus, so als würde der Film in mehrere zweidimensionale Ebenen zerlegt werden, die dann irgendwie im räumlichen Abstand gezeigt werden. Ich schlage daher vor: Im nächsten Film reist Kirk mit der blauen Materie in der Vergangenheit und zerstört sämtliche 3D-Techniken. Eine neue Zeitlinie ohne 3D-Technik würde ich - anders als die neue "Star Trek"-Zeitlinie - mit großem Jubel begrüßen!

Warnung!!!

Gestern sah ich den neuen "Star Trek"-Film.

Vorab nur so viel: Es wird hier bald einen sehr langen Text geben.

Sehr lang!

Wer von seinem Provider Downloadbeschränkungen hat, sollte schon einmal Datenvolumen sparen!

Mittwoch, 8. Mai 2013

Die Vorbereitung auf den neuen Film

Gestern hatte ich große Lust auf "Star Trek".

Also habe ich mir "Star Trek" angesehen. "Echtes" "Star Trek".

Auch als eine Art "Gegenmittel" für den neuen Film, damit meine neuralen Gehirnwindunen nicht vergessen, was "Star Trek" einst war und was mich einst daran so begeistert hat.

Also sah ich mir gestern noch einmal "Best of Both Worlds" an. Und zwar erstmals auf Blu-ray.

Die "Next Generation" auf Blu-ray empfehle ich mehr als ausdrücklich. Es gibt haufenweise neue und sehr gute Extras, und die Serie liegt nun wirklich in einer brillanten Bild- und Tonqualität vor. (Wobei sich der Ton auf die Originalversion bezieht.)

"Best of Both Worlds" hat wirklich nichts, aber auch gar nichts von seiner Wirkung verloren. Ich erkannte wieder einmal, weshalb ich einst Patrick Stewart für einen der größten Darsteller aller Zeiten hielt. In "Best of Both Worlds" ist er schlichtweg grandios! Charismatisch, glaubhaft, fesselnd.

Es ist unglaublich, mit welchen scheinbar einfachen, dafür aber umso wirkungsvolleren Mitteln diese Folge eine unsagbar beklemmende Atmosphäre aufbaut. Diese Folge ist haushoch allem überlegen, was jemals in Sachen "Star Trek" im Kino lief. Und zwar derart haushoch, dass mir die Worte fehlen. Da muss nicht andauernd etwas explodieren, um vermeintliche Spannung zu erzeugen. Auch ohne Action und wackelnde Kamera sind die Raumschlachten in dieser Folge mit die spannendsten, die es jemals in "Star Trek" gab. Und als das Außenteam auf dem Borgwürfel erstmals Picard als Borg erblickt, erzeugt das mehr Horror als all die übertriebenen Zombie-Borgs in "First Contact".

Jetzt bin ich bereit für den neuen Film! Ich bin bereit für all die jungen Bürschlein, die dauernd kämpfen und Sex haben und dabei immer noch längst nicht so männlich wirken wie ein Patrick Stewart, der voller Konzentration den Borg ins Gesicht sagt, er werde sie bis zu seinem letzten Atemzug bekämpfen. Ich bin bereit für lange Actionszenen, die dennoch längst nicht so spannend sind wie die schlichte Mitteilung bei "Best of Both Worlds", dass die Modifikationen der Schilde zwecklos waren und es den Borg doch gelungen ist, ihren Traktorstrahl anzukoppeln. Und ich bin bereit für einen rachsüchtigen Gegner, der nichts ist im Vergleich zu ein paar fast gelangweilt wirkenden Borgdrohnen, die sich durch nichts aufhalten lassen.

Wer eine lange Analyse zu "Best of Both Worlds" aus meiner Feder lesen will, sei auf diesen Link verwiesen.

Dienstag, 7. Mai 2013

Ist Star Trek erst ruiniert, blödelt sich's ganz ungeniert

Wann begann das Ende von "Star Trek"? Mit dem letzten Film? Mit der neuen Zeitlinie und einer Superman-Science-Fiction, bei der ein Kessel voll roter Materie mehr konnte als goldenes Kryptonit.

Nein. Das Ende von "Star Trek" begann mit den "Next Generation"-Filmen. Diese Filme waren ein hilfloses Herumeiern mit wirren Story-Elementen, bei denen man krampfhaft versuchte, cool zu sein. Und zwar cool wie ein Zwölfjähriger, der sich eine Zigarette in den Mund steckt, um erwachsener auszusehen.

Um zu verdeutlichen, was ich meine, möchte ich den Anfang von "Star Trek: Generations" ins Gedächtnis rufen. Ich denke, die meisten, die das hier lesen, werden wissen, von welcher Szene ich spreche. Es geht um die ersten Minuten des Films, in denen die ENTERPRISE B zu ihrem "Jungfernflug" ansetzen soll.

Und damit fängt es schon an. Eigentlich ist es gar kein Jungfernflug. Eigentlich dreht man nur eine kleine Runde im Sonnensystem, so dass es sich kaum lohnt, dafür den Warpantrieb einzuschalten. Das ganze klingt eher nach einem Testflug als nach einem Jungfernflug, zumal wichtige Schiffssysteme noch überhaupt nicht installiert sind. (Zur Erinnerung: Die Titanic sank auf ihrer "Jungfernfahrt", und das war nicht nur eine kleine Runde im Hafenbecken, sondern es war letztlich die Strecke, für den sie gebaut worden war. Ich will doch hoffen, dass auch die ENTERPRISE B die Aufgabe hatte, fremde Welten zu erforschen, und dass sie nicht Runden "um Pluto" hätte drehen sollen.)

Dann erhält die ENTERPRISE B einen Notruf von zwei el-aurianischen Flüchtlingsschiffen, die drei Lichtjahre entfernt sind, also näher sind als das nächste Sonnensystem.

El-aurianische Flüchtlingsschiffe im Zentrum der Föderation? Nur wenige Lichtjahre von der Erde entfernt?

Vor wem sind die geflüchtet?

Vor den Borg? Die Borg sind im Deltaquadranten, zig tausend Lichtjahre entfernt.

Und woher kennt man nicht nur die El-Aurianer, woher weiß man, dass diese El-Aurianer auf der Flucht sind? Sind el-aurianische Flüchtlings-Raumschiffe im Umkreis der Erde so normal, dass man nur einen kurzen Scan-Button drücken muss, um zu erkennen: Aha, schon wieder so ein Flüchtlingsschiff!

Wundert sich in dieser "Star Trek"-Welt niemand über Flüchtlingsschiffe? Zuckt man da nur mit den Schultern? Heute sind es halt ein paar Aliens aus dem Delta-Quadranten, und morgen schon ein paar Spezies aus dem Gamma-Quadranten, die vor dem Dominion flüchten.

Apropos Delta-Quadranten: Sind die El-Aurianer wirklich den ganzen Weg aus dem Delta-Quadranten vor den Borg geflüchtet? Das wäre so, als würde ich vor einem Einbrecher aus der Wohnung flüchten und anschließend einen Marathonlauf hinlegen.

Was war das Ziel der El-Aurianer? Die Erde? Warum flog man nicht zunächst einen Außenposten am Rand der Föderation an? Haben die El-Aurianer irgendeinen Super-Slipstream-Transwarp-Sprungantrieb, mit dem sie mal eben aus dem Delta-Quadranten flüchten können? Und wenn es so ist, warum haben die Borg nicht auch so einen Antrieb, immerhin scheinen sie doch etliche El-Aurianer assimiliert zu haben?

Das alles mag sich nach engstirnigem Nitpicken anhören, aber sorry: El-Aurianische Flüchtlinge unmittelbar bei der Erde ergeben keinen Sinn, besonders dann nicht, wenn sie den Menschen gar nicht ungewöhnlich vorkommen. In der Serie hätte es einen solchen Schwachsinn nicht gegeben. Die Crew der ENTERPRISE hätte die Schiffe gar nicht gekannt. Und erst die Überlebenden hätten erklärt, dass sie Flüchtlinge sind. Vielleicht haben sie irgendein Wurmloch benutzt, um zu fliehen, und als sie das Wurmloch verließen, gerieten sie in den Nexus. Das hätte erklärt, weshalb sich Flüchtlinge von so weit her plötzlich in der Nähe der Erde befinden.

Doch in den "Next Generation"-Kinofilmen kümmerte man sich nicht um "solche Details". Es ging um Flüchtlinge, die einen Hilferuf absondern. Mehr sollte der Zuschauer weder wissen noch hinterfragen. Die Glaubwürdigkeit einer solchen Szene war den Drehbuchautoren nicht wichtig. Vielmehr versuchten sie, Spannung aufzubauen, weil die ENTERPRISE angeblich nicht in der Lage ist, den Flüchlingen zu Hilfe zu kommen.

Nicht in der Lage? Auf dem Jungfernflug? Allmählich wird mir klar, warum die Titanic auf ihrer Jungfernfahrt untergegangen ist. Wahrscheinlich waren da auch noch keine relevanten Systeme installiert.

Erst als der mehr als überforderte Captain John Harriman erfährt, dass die ENTERPRISE (die sich noch immer im Sonnensystem befindet) das einzige Schiff in Reichweite ist, befiehlt er zögernd ein Rettungsmanöver. Wow! Wie spannend! Da dachten wir doch glatt, die ENTERPRISE würde die "Flüchtlinge" einfach nicht retten.

Mit anderen Worten: Diese winzige Szene, die uns zeigen soll, dass Harriman zögerlich ist, wird aufgelöst, indem wir erfahren, dass die ENTERPRISE "das einzige Schiff in Reichweite ist". Mit "Reichweite" sind die drei Lichtjahre gemeint, welche die el-aurianischen Flüchtlingsschiffe von der Erde entfernt sind.

Die ENTERPRISE befindet sich noch immer im Sonnensystem und ist das einzige Schiff in Reichweite? Es gibt also innerhalb des Sonnensystems aktuell kein zweites Schiff mit Warpantrieb!

Was für ein interstellarer Bananen-Staat ist diese Erde? Sie hat nur ein einziges Schiff zur Verfügung, ein Schiff wohlgemerkt, bei dem auch noch nahezu sämtliche relevanten Systeme fehlen und bei dem der Captain offenbar nur einen Wochenend-Kurs im Simulator gemacht hat. Und drei Lichtjahre entfernt schwirren "Flüchlingsschiffe" herum, denen irgendwie keinen helfen kann und die froh sein können, dass sie nicht eine Woche früher in Not geraten sind, denn da wäre dann wahrscheinlich gar kein Schiff in Reichweite gewesen.

(Über die mehr als unbeholfene Rettungsaktion möchte ich mich hier nicht mehr auslassen. Das soll ein Blogeintrag werden, kein Roman.)

Mit diesem Auftakt haben sich damals die Macher von "Star Trek" von allen Prinzipien verabschiedet, denen sie sich während der TV-Serie noch verpflichtet gesehen hatten. Danach folgte in allen Filmen ein wirrer Unfug aus geistig umnebelten Bösewichtern, die in den wenigsten Fällen selbst hätten erklären können, was sie eigentlich wollen, gemixt mit einer chaotischen Kette von Ereignissen, die keinerlei Überlegungen standhielten.

Das neue "Star Trek" hat sich nun mit der neuen Zeitlinie einen vermeintlichen Freibrief für noch mehr Unsinn ausgestellt, sozusagen eine Lizenz zum Blödeln. Und so eine Lizenz wird nicht erteilt, um sie ungenutzt zu lassen.

Daher sind meine Erwartungen - was den neuen Film angeht - nicht sehr hoch. Und genau deshalb erwarte ich einen unterhaltsamen Kinoabend. Den größten Fehler, den man bei den letzten "Star Trek"-Filmen begehen konnte, waren hohe Erwartungen. (In Wahrheit konnte man schon dankbar sein, wenn es nicht wieder vollends in die Hose ging.)

Was verspreche ich mir also von dem Film? Anstatt, peinlicher, schlecht gemachter Action wie in "Star Trek: Nemesis" verspreche ich mir perfekt gemachte Action. Anstatt durchschnittlicher Regieleistungen von irgendwelchen Anfängern oder Nobodys verspreche ich mir handwerkliche Perfektion. Perfekt gemachte Action und handwerkliche Perfektion waren die beiden Elemente, die den letzten Film auszeichneten (weshalb ich all jene verstehe, die den letzten Film als "Fortschritt" empfanden).

Was ich nicht erwarte, dass ist die Art von Glaubwürdigkeit und Durchdachtheit, die mich einst zum Fan machte, weil sie es mir ermöglichte, gedanklich in diese fremde Zukunftswelt einzutauchen. "Star Trek" hat inzwischen die Glaubwürdigkeit eines Superhelden-Franchise. Wenn man sich erst einmal damit abgefunden hat, kann man wohl gut mit den neuen Filmen leben.

Mittwoch, 20. März 2013

Prometheus - Auf der Suche nach Payoffs

Mit großer Verspätung sah ich vor wenigen Tagen den Film "Prometheus" auf Blu-ray.

So fesselnd und stimmungsvoll der Film optisch ist, so unrettbar fällt er inhaltlich auseinander. Kopfschüttelnd muss man am Ende feststellen, dass hier offenbar Drehbuchautoren am Werk waren, denen man dringend einen Anfängerkurs für Kreatives Schreiben empfehlen möchte.

Die Story ist so simpel, wie es sich für einen Horrorfilm der Alien-Reihe gehört. Die DNS der Menschheit stammt von außerirdischen Besuchern, und ein Team von Wissenschaftlern glaubt, den Ursprung dieser Aliens in einem bestimmten Sternbild zu finden. Am Zielort findet man aber nicht die Außerirdischen, sondern einen hochgefährlichen Schleim, der sich mit Lebewesen verbindet und gefährliche Kreaturen erzeugt.

Soweit, so simpel. Das Problem des Films ist nicht, dass er unverständlich ist oder viele "Fragen" ungeklärt lässt. Das Problem ist, dass der Film aus einer Aneinanderreihung von Setups besteht, denen kein einziges Mal ein sogenanntes Payoff folgt. Und genau das lässt die Zuschauer unzufrieden zurück.

Die Begriffe "Setup" und "Payoff" sollen hier kurz erklärt werden. In dem Film "Lethal Wepon 2" wird zu Beginn das Haus von Murtaugh gezeigt, an dem offenbar Reparaturen stattfinden. Riggs und Murtaugh sehen, wie ein Handwerker bei diesen Arbeiten eine Nagelpistole benutzt. Die beiden haben bis dahin noch nie eine Nagelpistole gesehen und sind begeistert davon.

Die Szene erscheint zunächst vollkommen überflüssig. Doch als Murtaugh später in dem Haus angegriffen wird, führt er keine Waffe bei sich. Doch es gelingt ihm, die Nagelpistole zu ergreifen, die aufgrund der Reparaturarbeiten noch herumliegt. Und genau mit dieser Nagelpistole kann er den Angreifer im letzten Moment abwehren.

Diese Szene ist der "Payoff" für den scheinbar "sinnlosen" Dialog über die Nagelpistole, der nun plötzlich im Rahmen der Filmlogik einen Sinn ergibt. Denn die Szene davor, der "Setup", zeigte uns Zuschauern, dass es kein verblüffender Zufall war, weshalb sich in dem Haus eine Nagelpistole befindet.

Gute Filme nutzen selbst in der Hauptauflösung mehrere Setups, die der Zuschauer zuvor wahrgenommen hat, die aber erst im Zusammenspiel mit dem "Payoff" einen höheren "Sinn" ergeben. Besonders gut funktioniert es dann, wenn der Setup zunächst gar nicht als solcher erkennbar ist, weil er auch für sich allein bestehen könnte.

Im Film "Prometheus" gibt es unzählige scheinbare Setups, die jedoch allesamt ins Leere gehen. Zu Beginn sehen wir zum Beispiel den Androiden David, wie er sich den Film "Lawrence von Arabien" ansieht. Die Szene ist und bleibt überflüssig. Wir sehen, wie David sich die Haare wie der Filmschauspieler kämmt. Doch was soll uns das sagen? Welche Funktion hat diese Szene für den Film?

Keine.

Doch wenn ein Charakter in einem Film Szenen aus einen anderen Film sieht, sollte dies in einem Payoff münden. In "Zurück in die Zukunft II" läuft zum Beispiel in einem Fernseher eine Szene aus dem Clint-Eastwood-Western "Für eine Handvoll Dollar". Diese Szene dient als Setup für Teil 3 von "Zurück in die Zukunft", denn darin wählt Marty McFly für sich den Namen "Eastwood", und er nutzt bei einer Schießerei den Trick des Filmhelden, um sich vor den feindlichen Kugeln zu schützen.

Die gesamte "Zurück in die Zukunft"-Trilogie ist ein Meisterwerk an perfekt ausbalancierten Setups und Payoffs. "Prometheus" ist das krasse Gegenteil: Es fehlen jegliche Payoffs. Weyland finanziert eine groß angelegte Weltraummission, deren Ziel er geheim hält. Warum? Hatte er Angst, ein anderer Multi-Billionär würde ihm zuvorkommen, hätte er das Ziel der Mission publik gemacht? Wenn er die Crew vorher informiert hätte, wäre er vielleicht nicht mit zwei Biologen dagestanden, die angesichts einer seit zehntausend Jahren toten Alien-Leiche sofort die Flucht ergreifen.

Weyland verheimlicht seinen Tod. Und später offenbart er ohne zu zögern, dass er noch lebt. Niemand scheint davon beeindruckt. Wozu also überhaupt die ganze Geheimniskrämerei? Wozu der Plot um den scheinbar toten Weyland, der plötzlich noch lebt?

Später entpuppt sich Meredith Vickers als Weylands Tochter. Vor wem wollte sie das geheim halten? Wollte man sie vor Alien-Heiratsschwindlern schützen, die auf Weynlands Erbe aus sind?

Der Androide David infiziert Charlie Holloway heimlich mit dem Alien-Schleim. Warum? Eine solche Szene erfordert eine Auflösung. Irgendeinen geheimen Plan, der später offenbart wird. So ist die gesamte Szene einfach nur überflüssig, Charlie Holloway hätte sich genauso versehentlich infizieren können, als er auf dem Planeten unvorsichtigerweise (und ungeachtet möglicher Krankheitskeime) seinen Helm öffnete, nachdem er eine Sauerstoffatmosphäre entdeckt hatte.

Letztlich schaufelt der Film "Prometheus" den Zuschauer mit Setups voll, die kein Payoff bekommen. Das unbefriedigte Gefühl, das beim Zuschauer am Ende bleibt, liegt daher nicht am Mangel von "Antworten" über die Motive der Aliens (die können bei einem solchen Film ruhig offen bleiben). Es sind die fehlenden Payoffs für eine Reihe von überflüssigen Szenen, die dem Zuschauer das Gefühl geben, seine Zeit und seine Aufmerksamkeit verplempert zu haben.

Donnerstag, 14. Februar 2013

Lincoln

Als ich das erste mal davon hörte, dass Steven Spielberg einen Film über "Lincoln" machen will, war ich mehr als zuversichtlich. Endlich - so dachte ich - verkauft sich der Regisseur von Filmen wie "Schindlers Liste" oder "Die farbe Lila" nicht länger unter Wert. Zu oft schon hat der Mann seine und meine Zeit mit belanglosem Käse wie "Jurassic Park 2" oder "Krieg der Welten" vergeudet.

Leider erwies sich "Lincoln" für mich als die wohl größte Filmenttäuschung der letzten Jahre. Äußerlich wirkt der Film wie ganz großes Kino. Grandiose Schauspieler, tolle Schauwerte, eine perfekte Musik. Auch war die Idee, nur einen kleinen Ausschnitt aus Lincolns Leben zu zeigen, dafür aber tief in historische Details einzutauchen, originell.

Und natürlich ist Daniel Day-Lewis umwerfend gut in der Rolle des charmanten Lincoln, der die einzigartige Fähigkeit besitzt, Menschen für sich zu vereinnahmen.

Dennoch hat mich dieser Film die ganze Zeit über kalt gelassen. Es gibt einige herausragende Spielberg-Filme. Und es gibt einige sehr schwache. Doch sie alle waren bislang in der Lage, mich emotional zu packen. Genau das hat dieser Film versäumt. Am Ende bleibt dann nur die Erkenntnis, dass man nach dem Film mehr weiß als vorher. Für eine Dokumentation wäre das ein Lob. Bei einem Spielfilm ist es zu wenig. Hier geht es gerade nicht um die Vermittlung von Fakten. Es geht um das Übermitteln von Emotionen. Denn mit Emotionen kommt man historischen Wahrheiten oft viel näher als mit blanken Fakten.

Donnerstag, 31. Januar 2013

Volksverblödung mit Stil

Vor wenigen Tagen beendete ich die letzte DVD-Staffel von "Der Denver-Clan". Damit habe ich mir die Serie noch einmal komplett auf DVD "reingezogen", wie man so schön sagt.

Es wurde und wird viel langweiliger, oftmals falscher Käse über "Der Denver-Clan" geschrieben. Dass die Serie eine Kopie von "Dallas" war, dass sie erfolgloser war, dass sie erfolgreicher war … Man kann es sich aussuchen und auch lange darüber streiten, wer von wem abschrieb.

Viel spannender finde ich es, sich die Serie in ihrer Entwicklung anzusehen. "Der Denver-Clan" hat wahrscheinlich alle Phasen durchlaufen, die bei einer Serie überhaupt nur denkbar sind. Sie begann nicht sehr erfolgreich, katapultierte sich schließlich auf Platz 1, legte einen ebenso legendären Absturz hin und endete wenig ruhmreich mit miesen Quoten und offenem Cliffhanger.

Und auch inhaltlich deckte der "Denver-Clan" alles ab. Die Serie wandelte sich vom glaubwürdigen Familiendramen zu einem opernhaftem Kitsch-Epos, erreichte schließlich die Untiefe und Fadheit von absurdestem Daily-Soap-Quatsch, und mündete schließlich in alberner Pseudo-Action, wie sie 1980er-Jahre-Serien üblich war.

Dabei hatte es ganz solide begonnen. Sieht man sich heute die erste Staffel an, so findet man darin nichts von dem, was man allgemein mit "Der Denver-Clan" verbindet. Statt einer kitschigen Huldigung von Luxus und Verschwendung begann die Serie als sozialkritischer Kontrast zwischen "superreich" und "Mittelklasse". Kristle Carrington heiratet einen skrupellosen Multimillionär und zieht zu ihm in sein Anwesen, während die "Blaisdel"-Mittelklasse-Familie aus einem idyllischen Vorort versucht, gegen die Machtkämpfe des Carrington-Großkonzerns anzukommen.

Die Drehbücher waren qualitativ gut, Blake Carrington überzeugte als grausamer Tyrann, der den Liebhaber seiner Tochter verprügeln ließ und der in einem Tobsuchtsanfall seine eigene Frau vergewaltigte. Die Staffel endete in einem großen Familiendrama. Blake Carrington attackiert den Freund seines schwulen Sohnes, wobei dieser stürzt und sich eine tödliche Kopfverletzung zuzieht. Es folgt eine lange Gerichtsverhandlung, die damit endet, dass Blakes Exfrau Alexis den Gerichtssaal betritt.

Mit der Idealbesetzung Joan Collins wandelte sich die zweite Staffel vollkommen. Was zuvor gut inszenierte, aber reichlich biedere Familienunterhaltung war, wandelte sich in ein spannendes Epos. Wahrscheinlich gab es seitdem nie wieder eine Serie, die so gekonnt Klischees übernahm und so perfekt mit ihnen spielte. Vieles ging ans Limit. Der Kitsch, die Glaubwürdigkeit, die Übertreibungen, die Intrigen. Doch zugleich wurde "Der Denver-Clan" zu einer Serie, über die plötzlich jeder sprach. Die Quoten schossen nach oben.

Die Staffel 3 verstärkte das, was in Season 2 so grandios funktioniert hatte. Die Serie wurde inszeniert wie ein großer Hollywood-Kinoschinken aus den 1960er Jahren. Alles wurde noch epischer, noch größer. Die Darsteller wurden angehalten, besonders statisch zu agieren. Mit den Händen durfte so gut wie gar nicht mehr gestikuliert werden. Das war eine Regieanweisung, die auch ein Alfred Hitchcock an seine Schauspieler erteilt, und sie half tatsächlich, der Serie einen Hauch von Hollywood-Eleganz zu verleihen, die "Der Denver-Clan" noch heute so einzigartig macht. Dummerweise reduzierte es die schon immer recht klischeehaften, aber zumindest lebendigen Charaktere zur Gänze auf eindimensionale Pappaufsteller. Die Storys wurden zunehmend dünner, die Handlung kam immer wieder ins Stocken, und die Dialoge wurden nur noch benutzt, damit sich die Charaktere gegenseitig bescheinigten, wie sehr sie sich lieben oder hassen.

Hatte die Serie einst gezeigt, wie verkommen und unmoralisch die "Superreichen" sind, so drehte sich diese "politische Aussage" vollkommen in ihr Gegenteil um. Die "Bösen" waren plötzlich jene, die versuchten, aus der sozialen Mittel- und Unterschicht aufzusteigen, während die Carrington-Fraktion die Moral gepachtet zu haben schien. "Moralisch gut" waren jene, denen der Reichtum "zustand", oder jene, die sich zum Beispiel freundlich in ihre Rolle als Diener oder Angestellter fügten.

Dummerweise entschlossen sich die Autoren, Alexis aufgrund einer Erbschaft zur Eigentümerin eines Imperiums zu machen. Dieser Schritt veränderte die Figur leider grundlegend. Zuvor musste Alexis manipulieren und ihren Charme sprühen lassen, um an ihr Ziel zu kommen. Jetzt lebte sie ihre Macht aus und verteilte ungeniert Beleidigungen. Sie war biestig, machte aus ihren finsteren Absichten keinen Hehl und tyrannisierte jeden, über den sie Macht ausübte. Joan Collins war darin noch immer perfekt, aber die Figur verlor den Charme, der sie so einzigartig gemacht hatte.

In Staffel 4 sollte das Hollywood-Flair mit ehemaligen Kinostars wie Helmut Berger vertieft werden. Doch die Serie wurde mehr und mehr zur leeren Hülle, die nur von außen betrachtet gut war. Es häuften sich die Plots, die alle irgendwie vielversprechend anfingen, dann aber im Sande verliefen. Besonders deutlich wurde dies an dem Neuzugang Diahann Carroll, der einzigen Hauptfigur mit schwarzer Hautfarbe, die es jemals in "Denver-Clan" geben sollte. Carroll hatte einen großen Auftritt, danach aber drei Jahre lang nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun. In den letzten zwei Staffeln tauchte sie plötzlich gar nicht mehr auf, ohne dass ihr sang- und klangloses Verschwinden jemals erklärt worden wäre.

Der "Denver-Clan" lebte noch immer vom Ruf von einst, so dass sich der radikale Qualitätseinbruch vorerst nicht in den Quoten bemerkbar machte. Leider. Angeblich sollen sich die Darsteller über die offensichtlich schwindende Qualität beklagt haben, doch ihre Beschwerden, so heißt es, wurden mit dem Hinweis "was wollt ihr, die Quoten sind gut" abgeschmettert.

Staffel 5 war im Grunde eine einzige große Vorbereitung für den großen Klippensprung, von dem sich die Serie nie wieder erholen sollte. Die Gigantomanie kannte keine Grenzen mehr, und mit Rock Hudson wurde ein weiterer Kinostar in die Credits aufgenommen, während Amanda, eine weitere Tochter von Alexis, einen waschechten Märchenprinzen heiraten sollte, der dem Lande Moldavia entstammte. Die Staffel endete mit dem berühmten "Moldavia-Massaker". Bei der Hochzeitsfeier von Prinz Michael und Amanda wird der Saal von Terroristen gestürmt, welche die gesamte Hochzeitsgesellschaft mit Salven aus Maschinengewehren niederfeuern. Es brachte der Serie die höchsten Quoten, allerdings sendete "Dallas" in der gleichen Woche eine Episode, in der Bobby Ewing starb – und hatte mit dieser sehr still inszenierten Sterbeszene einen größeren Quotenerfolg.

Doch während Bobbys Tod später zum Traum erklärt wurde, tat man beim Moldavia-Massaker etwas viel Schlimmeres. Man ignorierte es einfach. Fast alle Charaktere standen zu Beginn von Staffel 6 einfach wieder auf und zupften sich nur ein paar Staubflocken vom Anzug, gerade so, als hätten die Terroristen lediglich mit Platzpatronen geschossen. Der Regisseur, der den Auftakt der sechsten Staffel drehte, wollte für die Anfangsszenen etwas mehr Budget, um zumindest ein paar kreisende Hubschrauber zeigen zu können, welche vielleicht ein bisschen Dramatik erzeugt hätten. Seine Bitte wurde abgelehnt mit dem Argument: "Wir sind doch schon ein Hit!"

Die erfolgsverwöhnten Macher ruhten sich auf ihren Lorbeeren aus, und niemand verspürte noch Lust oder Ehrgeiz, gute "Denver-Clan"-Episoden zu produzieren.

Und ausgerechnet in dieser Phase begann man, das Spin-Off "Die Colbys" vorzubereiten.

Der "Denver-Clan"-Ableger "Die Colbys" hieß im Original übrigens "Dynasty II". Und dummerweise legte man "Dynasty II" auch noch auf den "Denver-Clan"-Sendeplatz, während das Original, "Dynasty I" sozusagen, einen Tag früher gesendet wurde. Da ein wichtiger Handlungsstrang um Blakes Tocher Fallon auch noch nahtlos in "Dynasty II" fortgesetzt wurde, realisierten viele Zuschauer gar nicht, dass sie nicht mehr "Dynasty I" sondern den Ableger sahen.

Diese absurde Programmpolitik katapulitierte den einstigen Nummer-1-Hit so weit nach unten, dass er nicht einmal mehr auf den Rängen 1 bis 20 vorkam. Doch jene, die "Der Denver-Clan" weiter die Treue hielten, mussten eine hirnverbrannte Storyline über sich ergehen lassen, in der Krystle von einer bösen Doppelgängerin ersetzt wurde. Über Wochen und Wochen hinweg sah der Zuschauer die echte Krystle an einen Stuhl gefesselt, gerade so, als wäre "Der Denver-Clan" eine Daily-Soap und keine große Abendserie. Gerüchten zufolge sollte dieser Handlungsstrang sogar eine ganze Staffel über andauern.
Doch die einbrechenden Quoten weckten zumindest den einen oder anderen aus seinem kreativen Komaschlaf. In der Mitte der Staffel wurde das Ruder gewaltsam herumgerissen, und tatsächlich stiegen sowohl die Qualität der Serie als auch die Quoten wieder leicht an.

Staffel 6 endete damit, dass es Alexis tatsächlich gelang, Blake so sehr in die Ecke zu treiben, dass sie ihm das sein Carrington-Anwesen abnehmen konnte. Im Season-Cliffhanger wirft sie Blake und seine "blonde Schlampe" aus hochkant hinaus.

Doch als die Quoten mit Staffel 7 weiter sanken, gerieten die Macher in Panik. Wenn die Zuschauer keine falsche Krystle sehen wollten, dann wollten sie wahrscheinlich auch nicht sehen, wie die Carringtons sich in irgendwelchen Hotels aufhalten, und nicht in der großen Villa. Daher gelang es Blake in Staffel 7 sehr schnell, all das, worum ihn Alexis betrogen hatte, zurückzuerhalten.

Blake und Krystle kehrten also in ihr Märchenschloss zurück, und von nun an sollten sie hier ein "happily ever after" leben. War man zuvor zu faul gewesen, sich spannende Plots auszudenken, so schien man nun aus Angst, etwas falsch zu machen, rein gar nicht mehr zu wagen. Fast könnte man glauben, Aaron Spelling habe eine Erscheinung von Jungfrau Maria gehabt, die ihm auftrug, die Botschaft der Liebe in die Welt zu tragen, denn plötzlich kam er auf die glorreiche Erkenntnis, die Serie sei wohl deshalb nicht mehr erfolgreich, weil die Figuren zu gemein zueinander sind. Im Zuge dessen versöhnten sich plötzlich Blake und Alexis, und auch Blakes fieser Bruder Ben wurde plötzlich ein wahrer Gutmensch.

Jetzt war die Serie nur noch das, was man heute leider mit ihr in Verbindung bringt. Sie war langweilig.

Mit Staffel 8 erreichte "Der Denver-Clan" einen angeblich bis heute bestehenden Rekord. Es heißt, noch nie sei in der Geschichte des Fernsehens eine Nummer-1-Serie in so kurzer Zeit so tief in den Ratings gesunken.

Die Macher müssen längst aufgegeben haben, denn Mühe gab sich offensichtlich niemand mehr. Matthew Blaisdel kam aus heiterem Himmel von den "Toten" zurück, und war gleich darauf auch wieder verschwunden, und als Zuschauer saß man ratlos davor und fragte sich, was sich die Autoren dabei gedacht hatten. Fallon, die im gecancelten Spin-Off "Die Colbys" von einem Ufo entführt worden war, war wieder zurück und beklagte sich unentwegt, dass ihr niemand die Ufogeschichte glauben wollte. Blake und Alexis wurden erneut zu Gegnern, indem sie beide für das Amt des Governeurs kandidierten. Dummerweise war es dem Zuschauer vollkommen egal, wer denn nun Governeur wird, und daher hatte der politische Zweikampf auch keinerlei Spannung.

Mit Staffel 9 machte man David Paulsen zum Producer der Serie. Viele vermuten, er sei nur geholt worden, um als Sündenbock für die unvermeintliche Absetzung der Serie zu dienen. Paulsen hatte zuvor für "Dallas" gearbeitet. Er erzählte in einem Interview, das TV-Network habe damals zu ihm gesagt: "Mach, was du willst, hauptsache, du hältst das Budget ein." Dummerweise hatte man das Budget bereits radikal gekürzt, während die Gagen für die Darsteller laut Vertrag erneut gestiegen waren. Paulsen wollte jedoch mehr Außenaufnahmen und mehr optische Vielfalt. Er wollte, dass der Zuschauer Pferde, Autos und Landschaften sah. Um das dafür notwendige Geld zu haben, reduzierte er die Auftritte von Linda Evans auf sechs Episoden, während Alexis nur in dreizehn (von 22) Folgen zu sehen war.


Natürlich war es massiver Einschnitt in die Serie, wenn zwei der weiblichen Hauptidentifikationsfiguren plötzlich nicht mehr dabei waren. Und da Alexis immer wieder aus der Handlung herausgeschrieben werden musste, konnte sie auch in den Folgen, in denen sie mitspielte, nicht mehr viel ausrichten.

Die letzte Staffel von "Der Denver-Clan" wurde actionreicher. Es ging um einen seltsamen Schatz unter dem Carrington-Anwesen und einen lange zurück liegenden Mord. Dadurch glaubte David Paulsen, männliche Zuschauer hinzuzugewinnen. Selbst wenn ihm dies gelungen war, so konnte es natürlich nicht den Verlust der Stammzuschauer kompensieren, welche die Serie vor allem wegen Krystle und Alexis verfolgt hatten.

An die Drehbücher ließ man immer mehr Anfänger. Die Dialoge hatten nichts mehr mit den geschliffenen Dialogen von einst zu tun. Sie drehten sich im Kreis, manches Gespräch war so absurd und albern, man konnte glauben, der Text sei von Kindern verfasst worden, die sich in Soap-Fanstorys austoben.

Zweifellos legte die letzte Staffel an Fahrt zu. Doch zu diesem Zeitpunkt wirkte "Der Denver-Clan" wie ein Patient, der plötzlich aus dem Koma erwacht war, ziellos herumtaumelte und hin und wieder wirres Zeug faselte.

Aber zumindest war die Serie erwacht. Jedoch leider zu spät. Die Serie endete mit einem lahmen (und unnötigen) Cliffhanger, und sollte erst später in einem grauenhaften Reuinion-Special eine Art Abschluss erhalten. Darüber aber mehr, wenn dieses Special auf DVD erschienen ist.

In einem Forum habe ich gelesen: "Die schlechteste Denver-Episode ist immer noch besser als der Müll, der heute produziert wird." Das ist natürlich falsch, da heute ganz großartige Serien fürs Fernsehen gemacht werden. Ich würde es daher so formulieren: Damals hatte eine groß angelegte Volksverdummung wenigstens noch Stil und Eleganz. Und dafür wird "Der Denver-Clan" immer sprichwörtlich bleiben.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Dallas ist wieder da!

Gestern lief im deutschen Fernsehen die erste Folge der "Dallas"-Wiederauferstehung. Erfreulich: Es sind die gleichen Synchronsprecher von einst!!!

Ich denke, dieses Remake zeigt - nach einer kurzen Anlaufphase - wie man einen einstigen Kult erfolgreich und bestens wiederbelebt. Erfreulicherweise war es für den Sender auch in Deutschland ein entsprechender Erfolg.

Umso mehr kann man über das Gemotze des deutschen Blätterwalds nur den Kopf schütteln. Den Vogel schießt erneut die "Münchner Abendzeitung" ab, die es "äußerst zynisch" findet, "mit dem inzwischen gestorbenen Darsteller Larry Hagman Quote zu machen". Sollen Serien mit inzwischen verstorbenen Darstellern in den Giftschrank, oder was?

Andere reden viel über das Alter der damaligen Stars, um zugleich über den Jugendwahn von Hollywood zu philosophieren. Und natürlich bleibt das Lifting der Sue-Ellen-Darstellerin nicht unerwähnt.

Und natürlich die Frage: Gehört die Serie nicht eher in die achtziger Jahre? Und ich sage: Wie bitte? In Zeiten von Finanzspekulationen und Firmenskandalen ist die Zeit doch bitte wie geschaffen für eine Serie wie "Dallas"!

Ich sehe mich hier an "Star Trek" erinnert. Die Classic-Serie passte ideal in den Zukunftsoptimismus der sechziger Jahre. Und die "Next Generation" passte ideal in das beginnende Computerzeitalter der neunziger Jahre.

Und so ist es auch bei "Dallas"! Es passt perfekt in die Zeit. Heute wie damals.

Dienstag, 29. Januar 2013

Warnung: Jedes Computerspiel kann später gegen Sie verwendet werden!

Ein tragischer Mordfall, gar nicht so weit von meinem Wohnort entfernt, bietet über die furchtbare Tat hinaus Gründe zum Kopfschütteln.

Der Täter war ein 18jähriger und angeblich psychisch kranker Mann. Das reicht natürlich gerade einmal für eine politisch unkorrekte Schublade. Hier zögert jeder Journalist.

Andererseits benötigt ein Journalist die Schublade so sehr wie das Internet zum Recherchieren.Wenn schon nicht für den Leser, dann zumindest für sich selbst. Und nach wie vor bietet sich hier eine Gruppe an, die in unserer Gesellschaft keinerlei Schutz genießt: die Gruppe der Video- und Computerspieler.

Und genau darauf hat sich die Abenzeitung München gestürzt, wie auf der deutschen Homepage von ign zu lesen ist. Bereits im Aufmacher des Beitrags wurde betont, dass der junge Mann offenbar das Videospiel "Final Fantasy XIV" gespielt hat. Und natürlich fehlte auch nicht ein passender Screenshot aus diesem Spiel.

So weit, so üblich, darüber mag man sich gar nicht mehr aufregen. Auch nicht darüber, dass die "Final Fantasy"-Reihe jugendfrei (ab 12 Jahren) und zum Teil kitschiger als ein Disneyfilm ist, was zwar jeder weiß, der auch nur entfernt von Computerspielen gehört hat, was aber dem durchschnittlichen Abendzeitung-Leser unbekannt sein dürfte.

Absurd wird es allerdings, dass der Artikelschreiber sogar selbst darauf kam, dass "Final Fantasy" nicht zu den "brutalen" Games zählt. Noch extremer: Das Online-Profil zeigte angeblich, dass der Täter offenbar nur kurz eine Demo-Version des Spiels angetestet hat.

Doch dafür findet der Artikelschreiber natürlich sofort eine Erklärung. Das Spiel, bei dem es "in erster Linie" nicht um "Gewalt" gehe, war dem Täter "vielleicht zu wenig".

Mit anderen Worten: Es wird hier frei etwas zusammenphantasiert, ganz egal, ob der Täter etwas getan oder exakt das gleiche nicht getan hat.

Angeblich ging es der Zeitung in dem Artikel darum, Lesern die Fragen nach dem "warum" umfassend zu beantworten. Und so eine umfassende Antwort wertet natürlich alles aus, was irgendwie in die kleine Welt der Vorurteile passt.

Mit dieser Methode kann man jedes Verbrechen zum Anlass nehmen, Stimmung zu machen. Man könnte zum Beispiel behaupten, der Täter sei Fleischesser, um zu zeigen, dass Fleischesser die schlechteren Menschen sind. Und als Beleg dafür nimmt man eine angebissene Tafel Schokolade. Und wenn man dann selbst darauf kommt, dass Schokolade gar kein Fleisch enthält, dann war eben genau das der Grund, weshalb der Täter sie nur angebissen und nicht aufgegessen hat. Sie war ihm wohl irgendwie nicht blutig genug.

Oder man unterstellt, der Täter sei ein Fan von Horrorvideos gewesen. Der Beweis: Eine angefangene Videokassette von "Sissi - Kaiserin von Österreich". Auch wenn man natürlich einräumen muss, dass die "Sissi"-Filme nicht zu den brutalen Filmen zählen, die Bandposition zeigt eindeutig: Der Film wurde offenbar nicht fertig geguckt, weil - "vermutlich" - nicht blutrünstig genug.

Oder ein Pilcher-Roman mit Lesezeichen hinter den ersten zehn Seiten. Wahrscheinlich nicht zu Ende gelesen, da eben kein Blut triefender Stephen-King-Roman. Eine unzerkratzte Schallplatte von Mozarts "Kleiner Nachtmusik", offenbar selten gehört, da kein brutales Heavy Metal. Und schließlich eine nicht leergetrunkene Flasche Bier, verschmäht ganz sicher deshalb, weil im Vergleich zu einem Schnaps nicht genug Alkohol drin war.

Und schon bekommt der Leser genau die Informationen, die er braucht, um sich ein umfassendes Bild über die Vorurteile des Journalisten zu machen.

Dienstag, 8. Januar 2013

Ist nicht wahr!

Es gibt Dinge, bei denen ich nicht weiß, ob ich sie für hirnverbrannt blöd oder ultimativ genial halten soll.

Ich erinnere mich noch, wie es in meiner Kindheit Streit um das Fernsehprogramm gab. Ich wollte mir die Wiederholung von "Raumpatrouille - Die Abenteuer des Raumschiffs Orion" im Dritten ansehen, und meine Eltern bestanden auf eine blöde Unterhaltungsshow im Ersten. Oder ich interessierte mich für einen Spielfilm im Ersten, meine Eltern aber wollten "Wetten dass …?" im Zweiten.

Im Zeitalter von Festplattenrekordern, so müsste man glauben, gehört dieser Streit der Vergangenheit an. Doch weit gefehlt. Schließlich muss noch immer entschieden werden, was man gemeinsam sehen möchte.

Diesem Konflikt will nun Samsung ein Ende bereiten, und zwar mit neuen TV-Geräten und speziell dafür angepassten 3D-Shutter-Brillen. Diese sollen es ermöglichen, dass zwei Personen auf das gleiche TV-Bild starren und dabei etwas völlig Unterschiedliches sehen.

Die Technik ist simpel. Beim 3D-Shutter-System trägt der Betrachter eine Brille mit Gläsern, die aus Flüssigkristallflächen bestehen, die elektronisch zwischen durchlässig und undurchlässig umgeschaltet werden können, womit sich im schnellen Wechsel das linke oder das rechte Auge abdunkeln lässt. Der Monitor zeigt zunächst das Bild, welches für das rechte Auge bestimmt ist, und dann das Bild für das linke Auge. Von der Brille wird dabei synchron nur das passende Bild zum entsprechenden Auge durchgelassen, wodurch ein 3D-Effekt erzeugt wird.

Natürlich ist es kein Problem, diese Technik so anzupassen, dass im schnellen Wechsel zwei völlig verschiedene Bilder von zwei völlig verschiedenen Filmen gezeigt werden. Ein Zuschauer sieht durch seine Brille alle Bilder von Film A, ein zweiter Zuschauer sieht durch seine Brille alle Bilder von Film B. Einen 3-D-Effekt gibt es dann freilich nicht mehr.

Die von Samsung konzipierte Brille hat in den Seitenbügeln auch noch die Lautsprecher für den jeweiligen Filmton, schließlich gibt es bei zwei verschiedenen Filmen natürlich auch verschiedene Tonspuren.

Und schon kann sich die Frau ihren "Weiberkram" ansehen, und der Mann kann sich die "Saw"-Filmreihe reinziehen. Und dennoch gibt es einen gemeinsamen Filmabend.

Bis zu zehn Brillen soll das neue Fernsehgerät von Samsung steuern können. Das heißt, es können auch neun Leute Film A gucken, und ein Außenseiter kriegt seine Extrawurst und verfolgt Film B. Blöd wird es wahrscheinlich, wenn an einem solchen Filmabend die Mehrheit mit großem Gelächter "Ice Age" oder "Die nackte Kanone" sieht, und der Außenseiter guckt "Schindlers Liste".